Ein paar Zahlen zu Homepagebaukästen und ihre Möglichkeiten
In letzter Zeit sieht man im TV und auch online immer mehr Werbung für Homepage Baukästen. Wir haben uns das mal etwas genauer angeschaut und die Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen.
Zu aller Erst stellt sich die Frage: „Braucht man wirklich einen Webdesigner um eine professionell, gestaltete Homepage zu erstellen?“ Wir würden sagen, es kommt ganz drauf an für welche Zwecke die Homepage eingesetzt wird.
Passend dazu, dass immer mehr Privatpersonen Blog`s oder andere Dinge in die Öffentlichkeit tragen wollen, bieten natürlich auch immer mehr Webdienste die sogenannten Homepage-Baukästen an. Man sollte sich aber im Voraus einige Gedanken dazu machen, ob denn so ein Baukasten für das jeweilige Projekt das Richtige ist. Als Privatperson hat man andere Ziele und es muss nicht alles perfekt sein. Auch kann auf viele Funktionen verzichtet werden. Als Selbständiger oder Unternehmen kann man sich weniger einen schlechten Auftritt im Web leisten. Auch werden andere Funktionen benötigt, die zu einem professionellen Auftritt einfach dazu gehören.
Baukasten vom Hoster
Eindeutig kann man sagen, dass die angebotenen Baukästen über die letzten Jahre auf jeden Fall verbessert wurden und in Ihren Möglichkeiten zugelegt haben. Sie sind inzwischen um viele Funktionen reicher und lassen sich auch von Laien bedienen. In den meisten Fällen werden die Homepage-Baukästen von den Hostern im Paket angeboten. Aber warum tun die das? Der Hostingmarkt ist hart umkämpft. Wo früher oft noch mtl. 100,00 € fürs Hosting verlangt wurde, sind heute die Preise deutlich niedriger. Bereits ab 1,99 € kann man sich schon einen ausreichenden Account samt Domain zulegen. Das liegt zum Teil dran, dass die Hardware deutlich günstiger wurde und die Kosten für Speicherplatz nicht mehr so ins Gewicht fallen. Außerdem kommt dem Kunden auch der Konkurrenzdruck unter den Hostern zu Gute.
Das führt dazu, dass man sich als Anbieter noch etwas anderes einfallen lassen muss, um Kunden zu locken um den Ertrag zu steigern. Die Wirtschaft boomt und immer mehr Neugründungen von Firmen wollen mit Hosting und Webseiten bedient werden. Da viele sich eine Agentur nicht leisten wollen und immer noch in den Köpfen die „Geiz ist Geil“ Mentalität herumschwirrt, werden solche Baukästen gerne stark beworben.
Ein paar Zahlen dazu:
Damit man ein Gefühl dafür bekommt, wie häufig die verschiedenen System tatsächlich eingesetzt werden und wie die Marktanteile aussehen, haben wir im Netz entsprechend recherchiert und die Zahlen ausgewertet.
Unterschieden wird in CMS (Content Management System), Baukästen, Editoren und reine HTML-Seiten.
Zu beachten ist, dass die Zahlen etwas verfälscht sind. Webseiten die vor 10 Jahren erstellt wurden, aber nie wieder aktualisiert wurden, verwenden dementsprechend dann immer noch alte CMS oder Baukästen. Da das tatsächlich noch eine beachtliche Menge ist, führt das dazu, dass alte Systeme noch Marktanteile für sich einnehmen, die heute gar niemand mehr einsetzen würde. Für die Marktanteile werden nicht die Verkaufszahlen oder Neuinstallationen zu Grunde gelegt, sondern die Anzahl der aktuell noch im Einsatz sich befindlichen Systeme, mit denen die Webseiten erstellt wurden, die gerade aufrufbar sind.
Wir haben zwei Datensätze ermittelt und ausgewertet. Das Web insgesamt und daneben die Anteile der Webseiten in Deutschland, die entweder mit einem CMS oder Baukasten betrieben werden. Auch die Webseiten, die mit HTML-Editoren oder WYSIWYG-Editoren erstellt wurden sind in den Zahlen enthalten.
Anteile Weltweit gesamtes Web:
Mit welchem Tool erstellt: | Anteil im Web |
HTML-Webseiten | 58,70 % |
Baukästen | 1,19 % |
CMS | 39,22 % |
Andere (z.B. Editoren) | 1,39 % |
Summe | 100,00 % |
Insgesamt konnten ca. 500 verschiedene Tools ermittelt werden.
Verteilung in Deutschland. Nur Webseiten, die ein Tool eingesetzt haben:
Tool: | Anteil: |
CMS | 77,25% |
Baukästen | 3,70% |
Editoren | 19,05% |
Verwendete CMS: | Anzahl absolut: | in %: |
WordPress | 646.536 | 43,35 |
Joomla! | 308.681 | 20,70 |
TYPO3 | 282.219 | 18,92 |
Drupal | 69.272 | 4,64 |
Contao Open Source CMS | 61.016 | 1,09 |
Rest | 123.833 | 8,30 |
Summe CMS | 1.491.557 | 100 |
Die Zahlen für Deutschland basieren auf 1.930.865 Webseiten, bei denen ein Tool identifiziert werden konnte.
Die Daten haben wir von cmscrawler und w3tech.com erhalten. Sie sind frei zugänglich und einen Blick wert.
Insgesamt muss man die Zahlen aber auch mit etwas Vorsicht genießen. Aufgrund der Masse an Webseiten wird eine exakte Messung schwer. Außerdem fliesen auch Webseiten und damit auch die Tools mit denen sie erstellt worden sind ein, die schon vor Jahren erstellt wurden und nie aktualisiert wurden. Sie sind aber noch immer erreichbar und beeinflussen die Statistik. Die Frage welche Tools heute Verwendung finden und welche Anteile sie haben lässt sich so nicht ganz beantworten. Zu dem kommt noch, dass viele Webmaster die Hinweise auf das im Einsatz befindliche CMS verschleiern, löschen oder durch ein anderes CMS ersetzen. Z.B. mit Drupal erstellt, aber im Quellcode mit Typo3 angeben. Das soll es Hackern etwas schwer machen.
Vorteile eines Homepage-Baukastens:
An erster Stelle ist zu nennen, dass keine Programmierkenntnisse notwendig sind. Eine kleine Einarbeitung reicht aus. Kurz die Anleitung durchlesen und direkt loslegen und ausprobieren. Im Großen und Ganzen kann man sie schnell benutzen und loslegen.
Natürlich kann man sagen, dass es erheblich günstiger ist seine Homepage mit einem Baukasten zu erstellen, man spart sich schließlich die professionelle Arbeit eines Webdesigners. Die Preise liegen bei ca. 5,00 € bis 15,00 € im Monat. Dazu gibt es das Hosting, die Domain und den Support.
Die Baukästen sind mit einer Vielzahl an Designs und Vorlagen ausgestattet. Häufig bereits nach Branchen vorsortiert. Ein Anbieter wirbt damit, mehrere tausend Vorlagen bereitzustellen. Wenn man die Vorlagen in allen verschiedenen Farbnuancen anbietet, dann kommt auch auf solche Zahlen.
Passende Bilder für die Webseite können entweder hochgeladen werden oder man bedient sich derer, die der Anbieter auf seiner Plattform bereit stellt.
Die Baukästen geben dem Benutzer bereits eine Struktur vor. Man muss nicht mehr groß überlegen, wo was hin soll. Selbst die Menüs sind bereits vorgefertigt.
Oft wird man an Hand eines Leitfadens durchgeleitet. Wählen Sie Ihre Branche, wählen Sie Ihre Farben aus, Bilder auswählen und fertig. Das macht es Laien sehr einfach, weil viel sonst nicht wüssten wo und womit sie anfangen sollen.
Manche Baukästen bieten die Möglichkeit Bausteine / Apps von Drittanbietern zu installieren. So können z.B. Foren eingebunden werden oder Buchungsformulare integriert werden.
Um die Wartung muss man sich nicht kümmern. Der Anbieter kümmert sich um regelmäßige Sicherheitsupdates. Auch Backups sind häufig nicht notwendig.
Bei Problemen oder wenn man nicht weiter weiß, kann man sich an den Support der Hoster wenden. Wie gut der ist und wie weit der Support geht, haben wir allerdings nicht getestet.
Mittlerweile können die Homepage-Baukästen auch responsive Webdesign. Die mobile Ansicht wird automatisch generiert. Darüber braucht man sich dann keine Gedanken mehr machen.
Nachteile eines Homepage-Baukastens
Habe ich meine Seite mit dem Baukasten des Hostinganbieters erstellt, muss ich bei diesem bleiben. Will ich meine Webseite samt Domain zu einem anderen Hoster umziehen, kann ich meine Seite noch einmal komplett neu erstellen.
Den Kunden wird suggeriert, dass sie viel Geld und Zeit sparen können. Ob dem wirklich so ist, ist die Frage. Schließlich muss ich mir ja als Anwender dann doch Gedanken machen, wie sie aussehen soll und welche Inhalte eingepflegt werden sollen. Die Texte muss man auch selbst schreiben. Man braucht eine Idee für die eigene Webseite . Ganze ohne dass man seine eigene Zeit investiert geht es dann noch nicht.
Klar kann man etwas an Kosten einsparen, wenn man einen solchen Baukasten benutzt, jedoch passt es nicht zu einem professionellen Firmenauftritt wenn man seine Homepage mit einem solchen erstellt und damit online geht um Kunden zu werben. Mancher Besucher könnte sich fragen, ob das Unternehmen zu geizig war einen professionellen Webauftritt erstellen zu lassen oder ob der Auftritt des Unternehmens authentisch genug ist.
In vielen Fällen ist der Webseite anzusehen, dass sie mit einem solchen Helferlein erstellt wurde. Das muss jeder selbst entscheiden ob er das so vertreten kann oder nicht. Leider ist die Möglichkeit das Design zu verändern, bei den meisten Baukästen nicht umfangreich genug. Für ein Unternehmen ist dies ein unglaublich wichtiger Punkt, schließlich ist es unerlässlich sein eigenes CI (Corporate Identity) mit in die eigene Webseite einzupflegen.
Auch sind die Schriftarten bereits vorgegeben und können nur innerhalb einer kleinen Auswahl geändert werden. Typografie gehört aber zum Webdesign dazu. Verwenden Sie eine bestimmte Schriftart in Ihren sonstigen Unterlagen, passt die Webseite dann nicht mehr dazu.
Kleinere und mittel große Webseiten sollten sich mit einem Baukasten gut realisieren lassen. Soll es umfangreicher, größer und mit weiteren Funktionen werden, dann können die Baukästen nicht mithalten. Besser vorher prüfen, was möglich ist und was nicht.
Sich Gedanken zum Design zu machen und dieses dann umzusetzen hat mit viel Kreativität zu tun. In unseren Augen ist dies ein unglaublicher Nachteil bei den angebotenen Baukästen, denn genau das unterscheidet professionelle Arbeit von laienhafter. Sicher gibt es viele kreative Köpfe in anderen Berufen. Webdesigner sind es aber quasi auf Abruf kreativ, es ist deren täglicher Job.
Soll die Webseite mehrsprachig sein, muss das System dies auch beherrschen. Die Inhalte der verschiedenen Sprachen müssen miteinander verknüpft werden können. Wenn die Sprache gewechselt wird, muss man dann nicht auf der Startseite anfangen. Baukästen können dies nicht. Wünsche ich einen internationalen Auftritt, muss ich meine Homepage in mehreren Sprachen programmieren.
Die Baukästen bieten zwar schon responsive Design an, allerdings ist es kein individuelles!
Was kann der Webdesigner oder die Agentur besser?
Wenn man sich dazu entscheidet eine Agentur mit der Erstellung und der Betreuung seiner Homepage zu betrauen, kann man sich sicher sein, einen vertrauensvollen Partner zu haben der sich mit der Materie auskennt und sich gewissenhaft um die Aktualisierung der Seite kümmert. Auch die neuesten Trends und die rechtlichen Bestimmungen, wie Datenschutzrichtlinien hat eine Agentur im Auge, so ist ein veralten der Seite ausgeschlossen. Das wichtigste aber ist, dass man immer einen persönlichen Ansprechpartner hat an den man sich bei Änderungswünschen oder Fragen wenden kann.
Fazit
Aus unserer Sicht überwiegen die Nachteile immer noch sehr. Auch wenn man zugeben muss, dass die Baukästen in den letzten Jahren sich deutlich verbessert haben. Für Privatpersonen die nur einen Blog schreiben oder wenn tatsächlich nur eine kleine Webseite erstellt werden soll, reichen sie allemal. Jedoch sollten Unternehmen auf den Einsatz eines professionellen Webdesigners nicht verzichten.
Beim Thema Ranking ist eine stetige Aktualisierung und Pflege der Seite unumgänglich. Nur wenn ich hier sehr gewissenhaft bin und mich um die Pflege meiner Seite kümmere werden die Suchmaschinen mich weiter oben listen oder die Seite überhaupt anzeigen. Somit ist auch hier ein gewisses Knowhow gefragt um seine Seite zu bewerben.
Ein Homepage-Baukasten ist nur als Werkzeug zu verstehen. Die kreative Arbeit, das erstellen von Texten, die Recherche von geeignetem Bildmaterial und die Zeit, die man dafür aufwenden muss nimmt es einem nicht ab. Wer mit den falschen Erwartungen an die Sache ran geht, wird enttäuscht.